Bündner Wohneigentum

Online-Magazin des Hauseigentümerverbands Graubünden

Ausgabe 124 | März 2023

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Eine glasklare Sache

Der Tod an Scheiben ist heute eines der grössten Vogelschutzprobleme überhaupt. Millionen von Vögeln kommen allein in der Schweiz jedes Jahr um, weil sie mit Glas kollidieren. Es stellt eine doppelte Gefahrenquelle dar: Transparente Scheiben werden von Vögeln nicht als Hindernis erkannt, und stark spiegelnde Scheiben reflektieren Bäume, Büsche oder den Himmel und täuschen so einen Lebensraum vor.

Aber nicht jede Scheibe ist gleich problematisch: Besonders gefährlich sind etwa stark spiegelnde Scheiben, transparente Balkon- und Eckverglasungen, gläserne Lärmschutzwände oder Wintergärten. Auch an zahlreichen Einfamilienhäusern sind solche gefährlichen Stellen leider noch häufig zu sehen – oft, ohne dass die Hauseigentümer sich der Gefahr von Glas für Vögel bewusst sind.

Ein Vogel sieht nicht, dass sich hier eine Eckverglasung befindet. Im vollen Flug prallt er gegen die Scheibe und geht dann an inneren Verletzungen zugrunde. (Foto: Archiv Schweizerische Vogelwarte)

Den besten Schutz vor Kollisionen erreicht man, wenn gar nicht erst mit Glas gebaut oder der Vogelschutz bereits in der Planungsphase berücksichtigt wird. Um Kollisionen an bestehenden Gebäuden effektiv zu verhindern, müssen Vögel Glas als Hindernis erkennen können. Auf Markierungen im UV-Bereich und die bekannten Greifvogelsilhouetten sollte deshalb verzichtet werden. Sie schrecken Vögel nicht ab und wirken kaum. Nur eine flächig wirkende, sich möglichst von der Umgebung abhebende Markierung bringt den nötigen Schutz. Klar abgegrenzte, stark kontrastierende Linien bewirken den effizientesten Kollisionsschutz, wobei vertikale Linien besser sind als horizontale. Horizontale Linien sollten mindestens 3 mm breit bei 5 cm Abstand sein. Vertikale Linien sollten mindestens 5 mm breit bei maximal 10 cm Abstand sein. Neben Linien können auch Punkte oder andere Motive eingesetzt werden. Anstelle transparenten Glases kann auch geripptes, geriffeltes, mattiertes, sandgestrahltes, geätztes, eingefärbtes, mit Laser bearbeitetes oder bedrucktes Glas eingesetzt werden.

Eine neue Broschüre, die unter der Federführung der Schweizerischen Vogelwarte entstanden ist, zeigt auf, wie beim Bau so weit wie möglich auf Glas verzichtet werden kann oder wie bereits bei der Planung für Vögel gefährliche Stellen entschärft werden können. Zahlreiche Beispiele zeigen einerseits für Vögel gefährliche Scheiben und anderseits Lösungen, wie Glas vogelfreundlich eingesetzt werden kann. So können Zeit und Folgekosten für Nachrüstungen eingespart werden und gleichzeitig viele Vögel vom Tod an Scheiben bewahrt werden – eine glasklare Sache!

Weitere Informationen
Neue Broschüre «Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht»:
www.vogelwarte.ch/glasbroschuere
Vogelkollisionen an Glas vermeiden:
www.vogelwarte.ch/glas
www.vogelglas.vogelwarte.ch
Bei Bauprojekten oder bei Vogelschutzproblemen an bestehenden Gebäuden beraten wir Sie gerne. Schicken Sie uns Kopien von Bauplänen oder ein paar Fotos an glas@vogelwarte.ch. Wir versuchen, zusammen mit Ihnen eine praxistaugliche Lösung zu finden. Eine einmalige Beratung ist kostenlos.

Glasopfer – was tun?
Gelegentlich findet man einen -Vogel, der teilnahmslos am Boden sitzt und trotz Annäherung nicht wegfliegt. Wenn er keine sichtbaren Verletzungen aufweist, handelt es sich wahrscheinlich um ein Scheibenopfer. Solche Vögel legt man am besten in eine Schuhschachtel mit Luftlöchern und stellt die Schachtel für zwei bis drei Stunden an einen warmen, dunklen und ruhigen Ort. Die Schachtel kann mit Haushaltpapier ausgekleidet werden, der Vogel sollte aber nicht gefüttert oder mit Wasser versorgt werden. Nach zwei bis drei Stunden kann man draussen die Schachtel öffnen. Fliegt der Vogel nicht von selbst weg, gehört er in eine Pflegestation. Die Vogelwarte ist während der Bürozeiten unter 041 462 97 00 erreichbar
und kann die nächste Pflegestation vermitteln.

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