Bündner Wohneigentum

Online-Magazin des Hauseigentümerverbands Graubünden

Ausgabe 125 | Juli 2024

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Impressionen der Delegiertenversammlung auf der Madrisa

Auszug aus der präsidialen Rede von Thomas Hess an der Delegiertenversammlung des HEV Graubünden auf der Madrisa.

Im Herbst noch waren alle Münder voll von der Stromversorgungslücke. Schon wieder vergessen! Alle sprechen vom Heizungsersatz, der hauptsächlich mit Strom betrieben werden kann, alle sprechen von der Elektromobilität. So habe ich kürzlich einen Tesla Model X mit einem Kleber «Atomkraft nein danke» gesehen, ein Auto, welches 2,5 Tonnen wiegt, und nicht schlecht gestaunt. Wie schaffen wir die Mehrverbräuche von Elektrizität ohne Versorgungslücke? In Eile sollen bei uns Wind- und Solarpärke erstellt werden. Die Landschaftsschützer machen darauf aufmerksam, dass dies irreparable Schäden für unsere Landschaft – und den Tourismus – verursachen würde. Dieselben oder andere sind auch gegen neue Staudämme, ja sogar teilweise gegen die Erhöhung bestehender Staumauern, obwohl unsere Wasserkraft die sauberste ist. Von einer Eindämmung des Verbrauchs spricht bereits nach einem halben Jahr seit der Diskussion um die Versorgungsengpässe niemand mehr.

Was haben wir für Alternativen neben der Erhöhung von Staumauern oder dem Import von französischem Atomstrom oder deutschem Kohlestrom? Aus meiner persönlichen Sicht müssen wir ehrlich sein und der Realität ins Auge schauen. Was bleibt uns? Aus meiner Sicht nur das Weiterlaufenlassen unserer Atomkraftwerke oder sogar der Bau neuer Atomkraftwerke, auch wenn dies nicht sympathisch ist. Aber es ist mir lieber, an einem Schweizer Atomkraftwerk angeschlossen zu sein als an einem deutschen Kohlekraft- oder französischen Atomkraftwerk. Kommt die Abhängigkeit im europäischen Stromnetz hinzu, welches eine grosse Unsicherheit bedeutet. Der Begriff der Autarkie, die wirtschaftlich unabhängige Versorgungssicherheit unseres Landes, ist völlig vergessen. Wie lange ist es her, seit Bundesrätin Leuthard den Ausstieg aus der Atomenergie beschloss? Bereits zwölf Jahre! Was ist in der Zwischenzeit passiert? Wenig bis nichts. Erst heute sprechen wir über Massnahmen. Sprechen ist noch lange nicht realisiert. Tempo in der Energiepolitik ist wichtig, aber mit pragmatischem Blick. Bis neue Systeme am Netz hängen, werden wir noch manche fossile Energie verbraucht haben.  

Um die Autarkie und Versorgungssicherheit zu gewährleisten, werden wir nicht darum herum kommen, unsere Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen, ja möglicherweise neue zu bauen, ob wir wollen oder nicht

Thomas Hess

Präsident HEV Graubünden

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